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Josefine

Geburtsbericht von der Geburt am 14.12.2013 im Geburtshaus Hamburg-Ottensen

 

Liebe werdende Mütter, ich möchte hier von der Geburt meiner Tochter Josefine am 14.12.13 im Geburtshaus Ottensen berichten. Diese ist nun schon 4/1/2 Monate her und endlich finde ich die Muße meine Erfahrungen aufzuschreiben. Eben habe ich noch zu meinem Mann gesagt welch wahnsinnige Erfahrung es eigentlich ist ein Kind in sich zu tragen, das sich bewegt und manchmal Schluckauf hat. Es nimmt so viel Platz ein im Bauch zwischen all den Organen und Geweben. Und da ist tatsächlich ein lebendiges Wesen, das unglaublicher Weise auch geboren wird und dann für alle sichtbar ist. Eine unglaubliche Erfahrung und auch Belastung. Was war ich froh, als mein Kind geboren war. Ich hatte eine traumhaft unbeschwerte Schwangerschaft, zwar mit tagtäglicher Übelkeit in den ersten Wochen und Dehnungsschmerzen in der Hüftgegend später, aber ansonsten ohne Beeinträchtigungen. Die allerletzte Woche jedoch habe ich mich gefühlt wie eine gestopfte Weihnachtsgans. Und so war ich nach einigen ermüdeten Wochen vor der Geburt so froh, als es endlich losging.

 

Genauer gesagt hatte ich erst mal keine Lust, als 2 Tage vorher meine Wehen anfingen. Sie waren leicht und nicht schlimm, sodass ich erst mal noch eine „Henkersmahlzeit“ (leckeren Kaffee und Kuchen) mit einer schwangeren Freundin einnehmen konnte. Nachts um 12h wurden sie jedoch stärker. Erst in der zweiten Nacht konnte ich nicht mehr ruhig die Augen zumachen. Ich kniete auf allen Vieren im Wohnzimmer und schwenkte mich hin und her bei jeder Wehe: Zeit meine Hebamme Maike anzurufen. Morgens hatte ich noch kurz im Geburtshaus durchgeklingelt um nach Rat zu fragen, ich hätte schon vorbeikommen können, doch erst nachdem der Freitag inklusive Henkersmahlzeit rum war, waren meine Wehen nachts so stark, dass ich Beistand suchte. Maike war also gesprächsbereit, auch um 2 Uhr nachts. Ich schilderte ihr alles, gesehen hatte ich sie noch nie. Meine Voruntersuchungen fanden genau bei den Hebammen statt, die ich später unter der Geburt nicht haben sollte, aber das war nicht schlimm. Meike traf ich dann um vier Uhr morgens der selben Nacht, ich hielt es nicht mehr zuhause aus. Also rein ins Auto und ins nahe gelegen Geburtshaus- auf dem Beifahrersitz hockend, denn Sitzen war absolut unbequem. Im Geburtshaus war nächtliche Stille, kein anderer Gast, nur mein Mann, Maike und ich. Alles war sehr entspannt. Wir redeten ruhig und nahmen die Herztöne auf: alles wunderbar, wie schon immer bei der kleinen Josefine (obwohl wir noch viel Panikmache in den Tagen vor der Geburt mitmachen mussten: das Baby sei zu klein, die Plazenta würde eventuell nicht arbeiten- dabei kam Josefine mit einem gesunden Gewicht von 3100 g auf die Welt. Wollten mir etwa alle das Geburtshaus streitig machen? Denn bei zu kleinen Babys sei es zu gefährlich sagte der Frauenarzt und schickte mich vorsichtigerweise zu einer Voruntersuchung ins Krankenhaus. Mein Kinderarzt sagte übrigens auch im Vorhinein: Das sei nicht ratsam beim ersten Kind. Er selber hätte ja schon drei Kinder und hätte das seiner Frau nie empfohlen. Ach ja... und da war noch meine Mutter, die sagte: wenn das Kind im Geburtshaus stirbt, bist du es Schuld). Hätte ich nicht diesen großartigen, Mut machenden Mann gehabt, der sein Urvertrauen auf jeden ausstrahlt, so hätte ich wohl auch den Schwanz eingezogen und wäre brav ins Krankenhaus getrippelt. So habe ich aber die beste Erfahrung meines Lebens gemacht: die eigenständige Geburt meiner Tochter, ohne jegliche Kabel und Schläuche, Ärzte, Hebammenhelferinnen, Assistenzärzte und wer dann noch so alles da ist in deinem Kreissaal im Krankenhaus.

 

Ich traf also Maike morgens um vier und blieb bis 9 Uhr morgens. Die Wehen waren noch nicht stark genug und mein Muttermund erst auf 2 cm. Wir gingen einmal zum Bäcker und zurück- was eine Ewigkeit dauerte- mit ungefähr 5 Wehen auf dem Hin- und Rückweg jeweils, die ich immer vorgebeugt auf irgendwas stützend durchatmen musste. Gelächelt habe ich trotzdem immer, glaube ich :) Einen Blasensprung hatte ich noch nicht gehabt- das sollte auch erst 2 Std. vor der eigentlichen Geburt passieren. Wir fuhren dann mehr oder weniger entspannt zurück, wieder hockend auf dem Beifahrersitz und legten uns zuhause ins Bett. Warum auch im Geburtshaus bleiben, zuhause ist es noch gemütlicher :) Ich sammelte unglaublich viel Kraft in diesem unruhigen Tagesschlaf mit Wehen (ich schlief wohl immer nur 5 Minuten am Stück und machte dann im Halbschlaf auf der Seite liegend die Wehe durch, klammernd am Bettgestell) und wachte nachmittags um 5h gestärkt und voller Zuversicht auf. Keine Zweifel mehr: das Kind wollte und sollte raus. Jetzt so schnell wie möglich. Raus damit! Also zurück ins Geburtshaus. Hatte ich morgens noch gekämpft und mich schrecklich gefühlt, so war ich jetzt um einiges stärker und hatte vor allem den eigenen Willen, dass es losgehen konnte. Ich war bei Kräften und mein Freund auch, vielleicht hatte ich auch darauf gewartet. Schließlich brauchte ich einen starken Partner, der mir helfen konnte. Maike war erfreut mich laut stöhnend wiederzusehen. Wir gingen ins Geburtszimmer, maßen nochmal Herztöne und befühlten den Muttermund. Immerhin 4 cm glaube ich. Meine Fragen nach Schmerzmittel und PDA waren verklungen, jetzt war ich ganz im Geburtshaus und wollte hier bleiben, ich fühlte mich so wohl. Auch wenn Maike mir liebevoll gesagt hatte, dass wir jederzeit ins Krankenhaus fahren könnten, aber meine Wehen würden ja gar nicht unbedingt schlimmer werden (das war gelogen, aber doch sehr geschickt gesagt von ihr- ich hielt also durch, wollte auch keine „abgeschwächte Geburt“ mit Schmerzmittel- ganz oder gar nicht ist mein Motto). Alle Zweifel beseitigt, es ging also los- mit voll Karacho! In 5 Stunden sollte mein Baby da sein. Ich probierte Badewanne, hockend, sitzend, liegend und fand schließlich meine Lieblingsposition: mit dem Oberkörper auf dem schönen Bett liegend, mit den Beinen davor hockend und meine Hände in den Händen meines Freundes, der auf der anderen Bettseite saß und mir die Hände reichte, sodass ich daran ziehen konnte. Man mag es nicht glauben, aber er war während und nach der Geburt von solcher stoischer Ruhe, die ich sonst kaum an ihm gesehen habe. Dieses Urvertrauen gab mir solche Kraft! Ich gab nicht auf und auch während der unangenehmsten Phase, der Übergangsphase wollte auch ich aufgeben und einfach nur „raus aus diesem Film“. Irgendwie verging die Zeit rasend schnell, Jolante, die zweite Hebamme kam hinzu und gab mir auch nochmal Kraft. Sie strahlte von Herzen und freute sich mein Baby bald zu sehen. Sie sagte: mal sehen ob es heute oder erst morgen wird. Ich wollte es aber genau am ausgerechneten Geburtstermin, dem 14.12. bekommen und so legte ich mich nochmal ordentlich ins Zeug. Während der Presswehen änderten sich meine Geräusche, es wurde tierisch wild und ich presste was das Zeug hielt. Jolante massierte meine Gesäßhöcker und legte mir ein warmes Handtuch auf den Po, es war sehr angenehm. Frühere Dammmassagen hatten wir schon gezeigt, wo die Dehnung stattfinden wird und so war der Druck auf den After nichts Neues mehr für mich. Überraschenderweise tat auch nicht die Dehnung der Scheide weh (und auch nicht mein befürchteter Dammriss), sondern die Krämpfe der Wehen. Das war schon ekelhaft. Diese Wehen sind nicht freundlich zu einem, aber helfen doch essentiell das Kind raus zu schieben. Ich glaubte fast nicht mehr daran, dass es rauskommen würde und fragte immer wieder ob ich alles richtig machte. Bat auch darum, dass alle Anwesenden mit mir tönen mögen. Denn wenn alle singen, gibt das einem Kraft und man hört sich vor allem nicht nur selber schreien. Es lenkt ab! Mit einem Mal machte es dann aber plopp und ein kleines, blutiges, lauthals schreiendes Wesen lag unter mir. Die kleine Josefine war geboren!

 

Die Tage danach waren unheimlich anstrengend und ich hätte nie gedacht, dass stillen so anstrengend ist. Ich habe an Gewicht verloren, meine Kleine hat nicht zugenommen. Es war schlimm! Ich hatte eine gute und eine andere nicht so für mich passende Hebamme. Ich wünschte mir sehr eine „mütterliche“ Figur im Wochenbett. Meine kleine Tochter und ich sind immer mehr zusammen gewachsen. War sie mir nach der Geburt noch komplett neu, so ist sie jetzt immer mehr meine kleine Süße, der ich sage wie sehr ich sie liebe. Auch wenn ich erste Falten bekommen habe und immer noch fluche, wenn sie meckert und ich an meine Grenzen komme. An die Grenzen kommt man immer mehr- während einer eigenständigen Geburt im Geburtshaus und der Betreuung eines Säuglings. Aber danach kann man so stolz auf sich sein wie nie zuvor und wenn man sein Kind aufblühen sieht wie eine der besondersten Blumen dieser Welt, so weiß man dass sich das Wasser gießen und die tägliche Aufmerksamkeit gelohnt haben. Ich wünsche euch auch, dass ihr euch und eure Kinder blühend seht. Genießt die Geburt und holt euch jede Unterstützung fürs Wochenbett!