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Hannah

Mein Sohn Luca kam auf Grund einer Schwangerschaftsvergiftung per Kaiserschnitt zur Welt. Umso mehr hatte ich mir für mein zweites Kind eine natürliche Geburt gewünscht und ich kann heute manchmal noch nicht glauben, dass er in Erfüllung gegangen ist.

Ich hatte damit gerechnet, dass die Kleine sich viel Zeit lassen würde. Doch etwa eine Woche vor dem errechneten Termin bekam ich abends die ersten Wehen, die über Nacht immer stärker wurden.

Der nächste Morgen fühlte sich recht normal an. Ich kochte noch eine Lasagne (leckeres Essen nach der Geburt musste sein!) und ging mit meiner Mutter einkaufen. Nachmittags wurden die Wehen intensiver, so dass ich mich ein wenig hinlegen musste.

Am Abend brachten mein Freund und ich unseren Sohn ins Bett. Während wir ihm ein Schlaflied vorsangen, platzte plötzlich die Fruchtblase. Sobald mein Sohn eingeschlafen war, ging es „richtig los“. Ganz so als hätte mein Körper dann erst loslassen können. Ich legte mich in die Badewanne, um zu entspannen und mich bewusst auf den Geburtsprozess einzustimmen. Mein Freund las mir dabei einen Entspannungstext vor, den wir in den Wochen zuvor gemeinsam geübt hatten.

Recht schnell darauf spürte ich das Bedürfnis, ins Geburtshaus zu fahren. Die Taxifahrt wollte ich hinter mich bringen und zu Hause fühlte ich mich nicht mehr „sicher“. Mit Kopfhörern auf den Ohren, ging es los nach Altona.

Im Geburtshaus wurden wir von der Hebamme Karoline empfangen und es war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ruhig, gemütlich schummrig und liebevoll vorbereitet. Wir fühlten uns gleich sehr wohl und ich konnte komplett in meinem Geburtsflow bleiben.

Die erste Zeit kam ich mit Hilfe meiner Atmung gut mit den Wehen zurecht. Erst lehnte ich mich aufrecht am Kopf des Bettes an, mein Freund drückte mir dabei gegen mein Kreuzbein. Um ein wenig Erleichterung zu finden, aber auch weil ich neugierig war, probierte ich dann die TENS-Maschine aus. Das war jedoch nichts für mich. Viel besser geholfen hat das warme Wasser in der Badewanne, bis ich einen blöden Krampf im Bein bekam und daher wieder an Land musste. In der Zwischenzeit hatte sich das Gefühl der Wehen verändert. Ich vermute, dass ich in der Übergangsphase war. Karoline hielt sich die meiste Zeit zurück und ließ uns einfach machen. Sie gab uns durch ihre Anwesenheit und ihre unglaublich gelassene Art jedoch zu jeder Zeit ein Gefühl von absoluter Sicherheit.

Als ich nach gefühlten 4 Stunden doch recht erschöpft war, riet sie mir, mich auf die Seite zu legen. In dieser Position begannen dann auch so langsam die Presswehen. Nachdem ich mich bis dahin recht gut auf meine Atmung und meine Intuition verlassen konnte, wusste ich plötzlich nicht mehr, was ich machen sollte. Aus dem Hypnobirthing hatte ich gelernt, dass man nicht pressen, sondern „runter atmen“ soll. Das hat jedoch überhaupt nicht funktioniert und ich war erleichtert als Karoline mich zum Mitpressen ermunterte. Überhaupt war Karoline nun ganz nah an unserer Seite und ich verließ mich komplett auf ihre Anweisungen. Als ich nach ungefähr 2 Stunden Presswehen den Wunsch nach einer Pause äußerte, bat sie mich darum nach dem Kopf zu fühlen. Ich spürte nur etwas Weiches und dachte es sei nur „etwas von mir“. Karoline tastete nach und verkündete lachend, dass es tatsächlich der Kopf sei. Das gab mir natürlich einen enormen Anschub und in der Tat dauerte es dann auch nicht mehr lange.

In der Hockstellung, unter den motivierenden Worten von Karoline und meinem Freund gebar ich unsere Tochter. Ich konnte es nicht fassen, als sie plötzlich vor mir lag. Einfach unglaublich! Karoline gab sie mir in die Arme und wir legten uns gemeinsam ins Bett. In der Zwischenzeit war noch eine zweite Hebamme (Nina) hinzugekommen. Wir waren sehr beeindruckt davon, wie schnell und routiniert die beiden in der letzten Phase direkt nach der Geburt handelten.

Mein Freund durchschnitt die Nabelschnur nachdem sie auspulsiert war. Da ich recht viel Blut verloren hatte, bekam ich Oxytozin gespritzt, um die Geburt der Plazenta zu beschleunigen. Darüber war ich froh, da ich mich mit Plazenta und der daran hängenden Nabelschnur nicht so recht zu bewegen traute.

Danach konnten wir im Bett ausgiebig kuscheln und uns kennenlernen. Eine große Freude war es, die mitgebrachte Lasagne zu verspeisen. Das gab dem ganzen irgendwie etwas Festliches und es tat mir nach den anstrengenden Stunden richtig gut. Während ich von Karoline sehr behutsam genäht wurde, machte Nina auf dem Bett die U1 mit Hannah.

Insgesamt verbrachten wir nach der Geburt noch ungefähr 4 Stunden im Geburtshaus. Frisch geduscht stiegen wir ins Taxi und legten uns zu Hause schlafen. Ich war unglaublich froh zu Hause sein zu können. Ich genoss die Ruhe und die Selbstbestimmtheit, die ich nach der Geburt meines Sohnes auf der Wochenbettstation schwer vermisst hatte.

Ich denke gerne an die Geburt von Hannah. Es war ein sehr besonderes und intensives Erlebnis. Ich fühle mich unglaublich dankbar darüber, dass ich die Geburt von Hannah so positiv erleben durfte.