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Enders

Am 30.12.2011 kam unser Sohn Enders Tillmann im Geburtshaus auf die Welt. Wir hatten noch gar nicht damit gerechnet, denn der errechnete Geburtstermin war der 7.1.. Eigentlich hatte sich auch Übernachtungsbesuch angekündigt, aber als ich am 29.12. morgens mit leichten Wehen wach wurde, hatte ich schon so eine Ahnung, dass wir diesen wieder werden ausladen müssen.

Die Wehen waren fast nicht spürbar, aber ich habe dennoch gegen späten Vormittag einmal im Geburtshaus angerufen und voller Freude festgestellt, dass Ilse Bereitschaft hat. Nach Rücksprache mit ihr, habe ich beschlossen, dass wir zuhause am allerbesten aufgehoben bin und mich "bei Bedarf" dann später noch melde. Also habe ich noch schnell alle losen Enden geschlossen, Projekte beendet und mich zaghaft bei meinen Kunden abgemeldet und bin in die Badewanne gegangen - keine Veränderung. Die Wehen kamen zuverlässig alle sieben Minuten. Und auch nachmittags waren sie noch nicht stark genug, als dass wir unruhig wurden. Den Besuch hatten wir aber vorsichtshalber schon in ein Hotel umgeleitet. Beim gemütlichen Abend auf der Couch dämmerte es uns allmählich, dass die Geburt nun nicht mehr allzu fern ist - die Wehen wurden stärker. Ich stieg ein zweites Mal an dem Tag in die Badewanne. Und siehe da, die Wehen wurden stärker. Nach der Badewanne hatten wir beschlossen ins Bett zu gehen, denn wir dachten uns: jede Minute Schlaf zählt. Mein Mann war schon eingeschlafen als ich die erste Wehe im Liegen hatte und ich feststellen musste, dass für mich nun der Punkt erreicht war, wo es Zeit war ins Geburtshaus zu fahren. Der Mann wurde wieder aus dem Bett geworfen und angewiesen die Taschen fertig zu packen. Ein kurzer Anruf bei Ilse, die zum Glück gerade noch mit Paka im Geburtshaus war, weil eine Geburt gerade beendet war. Gegen Mitternacht startete dann die Fahrt ins Geburtshaus - zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits alle drei Minuten Wehen. Dennoch war ich fröhlich und hab mich gefreut, es wurde im Auto sogar noch gesungen.

Im Geburtshaus wurden wir sehr herzlich begrüßt. Und während Ilse und Paka das Geburtszimmer von der vorherigen Geburt noch hergerichtet haben, habe ich im großen Kursraum Spurrillen in das Parkett gelaufen. Als es in das Geburtszimmer ging, fühlte ich mich wie ein Kind bei der Bescherung. Das Licht war gedimmt, es roch gut und ich wusste, dass ich gleich ein wundervolles Geschenk bekomme. Ich wurde ans CTG angeschlossen und fluchte darüber, dass das Kabel nicht lang genug ist. Ich hatte einen enormen Bewegungsdrang und die wenigen Minuten, die ich wie ein Hund an der Leine hin und her lief, kamen mir wie Stunden vor. Nach einer kurzen Untersuchung stellen wir fest, dass der Muttermund schon acht Zentimeter geöffnet war, es ging also zur Sache. Mein Mann und ich hatten uns darauf eingestellt eine lange Zeit im Geburtshaus zu verbringen, ehe die Geburt richtig in Schwung kommt, dementsprechend hatten wir auch gepackt. Mit den Müsliriegeln, Traubenzuckerpackungen und dem Obst hätten wir einer Belagerung mehrere Wochen Stand gehalten. Aber zum Verzehr sollte es nicht kommen, denn es ging Schlag auf Schlag. Schon ziemlich bald nach Ankunft im Geburtshaus gingen die Presswehen los. Ilse und Paka waren ein tolles Team: Ilse hat mich angeleitet, ihre Hilfestellungen waren das einzige, was in meinem tranceähnlichen Zustand noch zu mir durchgedrungen ist, Paka hat mir den Arm gestreichelt und beruhigend auf mich eingeredet. Eine wunderbare Mischung!

Beim Geburtsvorbereitungskurs, den wir auch im Geburtshaus gemacht haben, hatten wir verschiedene Geburtspositionen probiert. Mir war klar: in der Wanne sollte es sein. Doch dazu sollte es gar nicht erst kommen, denn nach einiger Zeit Presswehen im Vierfüßlerstand und im Sitzen hatte Ilse mir Badewasser eingelassen, stellte es aber kurze Zeit später aus und sagte kopfschüttelnd zu meinem Mann: "Das schafft sie nicht mehr, das Baby kommt gleich". Und so kam es dann - zum großen Finale ging es auf den Geburtshocker und zwei Stunden nach Ankunft im Geburtshaus kam um 2.45 Uhr unser Sohn auf die Welt. Unser neues Leben als Familie startete mitten in der Nacht.

Der Start begann, wie wir es uns gewünscht hatten: ruhig und privat. Naja, nicht ganz ruhig, denn Enders war empört über den plötzlichen Ortwechsel und weinte eine gute halbe Stunde. Während meine Geburtsverletzungen versorgt wurde, hatte mein Mann seinen Sohn zum ersten Mal auf dem Arm - und das Weinen endete.

Nachdem bei mir die schlimmsten Nachwehen vorüber waren, wurde Enders von Paka angezogen und wir sind mit all unserem Proviant und dem neuen Familienmitglied nach Hause gefahren. Morgens um sieben lagen wir in unserem eigenen Bett und konnten uns alle drei von der kurzen und eindrucksvollen Strapaze erholen.

Uns war schon während der Schwangerschaftsbetreuung klar, dass wir uns richtig entschieden haben im Geburtshaus zu entbinden, aber durch die Geburt wurden wir noch mehr darin bestärkt. Alle weiteren Kinder von uns werden hoffentlich auch im Geburtshaus zu Welt kommen können.

Ein Dankeschön ans gesamte Team B, die mich so wunderbar während der Schwangerschaft betreut haben und natürlich ein riesengroßes Dankeschön an Ilse, Paka und Manja (die unseren Geburtsvorbereitungskurs geleitet hat).